Schätzungsweise 100 Tonnen Metallscheiben gingen seit Einführung der Trackables an Geocoinliebhaber in aller Welt. Für etwa ein Prozent davon ist Ernie verantwortlich, der im Herbst 2006 eine neue Leidenschaft entdeckte: Geocoins. Mittlerweile darf er auf einen Katalog mit knapp 100 Coindesigns zurückblicken.
Ernie (Geocachingname: ernies – mit «s», weil der Wunschname schon vergeben war) entdeckte Geocaching Mitte 2006 und blieb dem abwechslungsreichen Hobby bis heute treu. Als er zum ersten mal eine Geomünze in den Händen hielt, war es um den selbständigen Polygrafen geschehen: «Ein großartiger Nebenschauplatz oder Nebeneffekt des Cachens – oder ein Spiel im Spiel: schmucke, kleine Objekte, die man auf ihrer Reise verfolgen kann. Ich mag mich noch gut an den allerersten TB und dann den ersten Coin erinnern.» Kurz darauf machte er sich mal schlau, was es mit diesen Coins auf sich hat und wo man sie herkriegt. Und fand schließlich ein neues Feld, in dem er sich gestalterisch austoben kann.
Im November 2006 erschien sein erstes Werk, das er noch mithilfe eines coinerfahrenen Cachers rausbrachte: «Frögley ist ein Comicfrosch, den ich ein paar Jahre zuvor entworfen hatte. Ich war damals so neu beim Cachen und hatte noch keine Ahnung, dass Groundspeak auch einen Frosch verwendet. Signal hatte damals noch nicht diesen Überpromistatus wie heute.»
Schon die zweite Münze stellte Ernie vollkommen in Eigenregie her. Vom Zeichen übers Herstellenlassen bis zum Versand. Schon ein paar Monate nach dem Debut gingen «Labyrinth»-Coins in die Welt, in welcher damals erst einige wenige Geocoinproduzenten am wirken und werken waren. Schon zu dieser Zeit war ein gewisser Stil wahrzunehmen, der später zum Markenzeichen von ernies wurde: bunte geometrische Muster.
«Auch wenn ich sie selbst niedlich finde: Ich hab nur ganz wenige Coins mit Figuren gemacht, sprich: mit zwei Augen und Mund. Obwohl das Marktpotenzial für Männchen und Tierchen weitaus größer wäre.» Wenig später war die «Blume des Lebens» dran, weitere Muster folgten, zum Beispiel mit den Coins «Sahasrara«, «Got Coords» oder «Kaleidoscope», die heute immer noch nachgefragt werden (aber schon lange nicht mehr lieferbar sind).
Ein weiteres wiederkehrendes Feature sind Spektralfarben, welche jeweils fast immer mit einer Edition um Einsatz kommen. «Ich mag Regenbogen als Naturschauspiel und den Farbkreis als abgeschlossenes, ‚rundes‘ System.» Ernies Geocoins sind meist recht bunt. «Ich habe nie an Farben gespart, um Coins günstiger zu machen. Die Gewinnspanne mag kleiner sein, aber das ist mir egal. Wenn ich Coins des Geldes wegen machen würde, hätte ich sowieso schon lange aufhören müssen. Ich denke, Geocaching lebt vor allem durch Beiträge an diese Community, seien es Podcasts, Comics, Magazine, das Organisieren von Events usw. Nicht zu vergessen die vielen coolen Caches. Mein Beitrag an dieses Spiel sind nun mal Coins, in die ich viele Stunden investiere. Solange es noch Spaß macht, bleib ich dabei. Ideen lagern noch genügend in der Schublade. Viele Sujets sind aber mittlerweile im Müll gelandet, da andere Hersteller auf gleiche oder ähnliche Ideen gekommen sind.»
Neben Geometrie und Regenbogenfarben gibts noch eine weitere Domäne, die beackert wurde: neue Formen und Größen. 2009 war nicht nur ein Rekordjahr im Output (elf neue Coins); Ernie brachte die ersten Nanocoins raus: Mit nur 12 mm Durchmesser und einem Millimeter Dicke bleibt der fingernagelgroße «Europe Nano» wohl weiterhin die kleinste Geomünze – und im Verhältnis zu ihrem Gewicht von knapp einem Gramm umgerechnet auch die teuerste. «Ich wollte einfach mal an ein neues Limit gehen», meint der am Zürichsee wohnende Cacher dazu. Zum 10-jährigen Jubiläum von Geocaching im Jahre 2010 kamen die ersten Coins mit individuellem QR-Code auf den Markt: Das Scannen des Codes, der die Trackingnummer beinhaltet, führt direkt aufs Listing des aktivierten Coins.»
Ein großer Fan ist Ernie von schlichtem japanischen Design. Kein Wunder, dass auch in diese Richtung mal etwas ausprobiert wurde. Mit der «Plain Geocoin» wurde das Maximum an Minimalismus herausgeholt. Eine spiegelglatte, leere Metallscheibe, nur mit Trackingnummer unterhalb des Public-Domain-Geocaching-Logos (Gx), welches mit transluzenter Farbe gefüllt wurde.
Ernie mag Details: «Einigermaßen anständige» Icons gehören auch zum Lieferumfang all seiner Coins. «Manchmal gehen da locker ein paar Stunden drauf, bis diese 32 x 32 Pixel richtig sitzen und nicht krakelig aussehen, wie es leider häufig der Falls ist bei Geocoinicons.» Ein anderes Detail sind passende Präfixe und gute Nummern. «Wenn Kunden nach Lieblingszahlen und -buchstaben in der Trackingnummer fragen, versuch ich gerne, den Wunsch zu erfüllen. Da die Nummern von Groundspeak per Zufallsgenerator erstellt werden, ist natürlich die Chance klein, aber eins bis zwei Zeichen lässt sich häufig machen. Außer natürlich die Buchstaben I, L, O, S und U, die nie im hintern Teil eines Trackingcodes vorkommen.»
Neben den vielen eigenen Produktionen erfolgten auch immer wieder Auftragsarbeiten und Koproduktionen. Die Münze zum ersten Schweizer Megaevent «Geofarm» mit einer lachenden Kuh als Motiv kam auch als Gigageocoin auf die Veranstaltung. Mit über einem Meter Durchmesser gehört die lasergeschnittene und von Ernie handbemalte Metallscheibe nach wie vor zu den größten fünf Coins, die je gemacht wurden (beim Erscheinen wars der größte).
Was können wir als nächstes von dir erwarten, Ernie? «Bald haben wir drei Millionen aktive Caches auf diesem Planeten; wie auch schon bei den ersten zwei Millionensprüngen hab ich auch für dieses dritte Mal etwas vorbereitet. Zudem gibts demnächst alle 16 Bundesländer auf einer 2,5-Zoll-großen Metallscheibe, die «Germania» heißt und auf beiden Seiten mit je acht Wappen bedruckt ist. Natürlich ist auch sonst noch einiges in der Pipeline, zum Beispiel das Dominoset: eine schmucke Holzkiste mit 21 verschiedenen Dominosteingeocoins.»
01
Damit fing alles an: «Frogley», der Frosch, findet ebendiese Münze in einem Geocache: «What a geocoincidence!» (Was für ein Geocoin-Zufall!)
02
Erste Münze 100% aus eigener Hand: «Labyrinth« (2007)
03
Einfach(,) geometrisch: «Die Blume des Lebens»
04
«Sahasrara». Die auf 30 Stück limitierte XXLE-Auflage mit 16 Spektralfarben und weißem «Edelstein» gehört zu den am meisten gesuchten Ernies-Coins.
05
«Kaleidoscope»: hier rechts abgebildet einer von Ernies eigenen Favoriten
06
Auf Events häufig als Schmuck getragen zu sehen: «Complete Nonsense»
07
Alle Zahlen von 0 bis 9 (sowie N, E, S und W, Gradzeichen, Dezimalpunkt): «Got Coords»
08
2010: erster Coin mit QR-Code: «10 Jahre Geocaching» (zum Ausprobieren und Discovern)
((hinweis an gm: code soll nicht abgedeckt werden, so dass die leser diese münze discovern können.))
09
Coin am untern Limit: «Europe Nano» mit 12 mm Durchmesser.
11
Voll entleert: Auf der «Plain» ist nichts drauf (außer der Trackingnummer) – aber immerhin etwas drin: Hält man die schlichte Scheibe gegen das Licht, offenbarten sich die Farben des Gx-Logos.
12
Scharfe Auftragsarbeit aus den USA mit durchsichtigen Chilischoten: «2010 Chile Pepper»
13
Schweres Metall: «TN/LN»
14
Einer der Klassiker schlechthin unter den ernies-Coins: «Rainbow»
15
«Geofarm»-Megaevent-Gigacoin: 25 Kilogramm Stahl und über 1 Meter Durchmesser
16
Großes am Kommen (Ø 62 mm): «Germania»-Coin: alle 16 Bundesländer auf einer Münze
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Ernie mit den Kunden derPathe (l.) und DocBrown13 (r.) am Geocoinfest in Berchtesgaden 2016.
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«My Geoheart»: Mikrocoins in unterschiedlichsten Farbvarianten.